Samstag, 23. November 2013

November News



Jetzt ist es ja schon wieder fast einen Monat her, dass ich mich hier gemeldet habe also hoechste Zeit euch auf den neusten Stand zu bringen.

Mir geht es weiterhin super.  In letzter Zeit durfte ich Grossereignisse wie die Graduationparty an meiner Schule, die Feierlichkeiten von Allerheiligen oder die Beerdigung der Mutter von einer unserer Schwestern erleben.



Aber alles der Reihe nach: Ende Oktober bekamen wir von einer Schwester gesagt, dass die 85 jaehrige Mutter von einer unserer Schwestern ploetzlich verstorben sei. Und so machten wir uns am 31. Oktober auf, um bei der Bestattung  dabei zu sein. Dazu mussten wir ca. 2 Stunden mit dem Auto fahren. Das waere ja an und fuer sich nicht schlimm gewesen, waeren da nicht noch die 14 anderen Personen sowie diverse Lebensmittel im Auto, die hohen Temperaturen und die holperigen Strassen gewesen. Und so war schon die Fahrt zur Beerdigung ,in die gruenen Berge um Moshi herum, ein kleines Abenteuer. Hier gibt es keinen Satz wie “Tut mir leid aber das Auto ist voll” nein, da wird gequetscht und gedrueckt bis man nur noch mit einer halben Pobacke auf dem Sitz sitzt aber hauptsache jeder ist dabei.

Als wir ankamen fanden wir ein Dorf vor,  das so aussah wie ich mir ein Urwald Zuhause vorgestellt habe. Viele kleine Lehmhuetten inmitten von Bananenstauden und kein fliessendes Wasser oder Elektrizitaet weit und breit. Wir wurden sofort freundlich in eine der Lehmhuetten zu supersuessem Tee und einer Art Fasnetskuechle eingelanden. Anschliessend sollten wir den Frauen draussen helfen alles fuer die Beerdigung  vorzubereiten. Aber irgendwie konnten wir nur rumstehen und das Gewusel beobachten. Die Beerdigung fand natuerlich draussen statt. Auf den Feldern waren kreuz und quer Baenke und Stuehle aufgestellt. Aus einer fetten Musikanlage droehnte regelrechte Partymusik, teilweise waren zur Beschattung Sonnensegel aufgespannt und es war ein festlicher Altar mit Tuechern und Schleifchen gebaut worden.

Nach kurzer Zeit kam dann ein Auto angeholpert das als Leichenwagen diente. Es fand ein kleiner Umzug vom Auto in eine kleine Huette statt der von den Familienangehoerigen begleitet wurde. Sie sagen Lieder, trugen Kunstblumengestecke und einige Maenner trugen den Sarg. In der Huette setzten sich die Schwestern sofort um den Sarg und begannen den Rosenkranz auf und ab zu beten. Alle Besucher hatten nun die Gelegnheit sich von der Toten zu verabschieden. So ein richtiges System wer zuerst darf gab es eigentlich nicht aber erst kamen eher die Aelteren, dann die Frauen, dann die Maenner und dann wir mit den Schwestern. Als ich in das kleine dunkle Haus trat bin ich erstmal total erschrocken weil ich merkte, dass es sich hier nicht einfach um eine Lehmhuette handelte sondern um einen Ziegenstall. Der Sarg war geoeffnet und das Gesicht der Toten war mit einer Art Baustrahler beleuchtet. Aber die Atmosphaere war irgendwie schoen. Das lag zum einen an der lebendigeren Musik und zum andern an der Kleidung der Menschen. Es waere niemand auf die Idee gekommen sich chick schwarz zu kleiden. Alle Frauen trugen ganz bunte Kangas und auch die Meanner kamen in ihren Altagsklamotten. Immer mehr Menschen kamen und am Ende schaetze ich waren es um die 200 Leute. Ein Mann filmte die komplette Beerdigung und dann gab es eine Art Moderator der umherlief, sagte wer sich jetzt verabschieden darf und sonst noch ein paar andere Sachen auf Kiswahili erzaehlte. Mittlerweile haben wir sogar die Videokasette von der Beerdigung.

Dann kam der Pfarrer und die Messe ging los. Der Sarg wurde im “Altarraum” aufgestellt aber ansonsten (abgesehen von den Huehnern die ueberall umherliefen) war der Gottesdienst wie eine normale Messe. Unter wunderschoenen Gesaengen des Chores wurde die Tote mit Tonnen von Parfuem besprueht. Alle Anwesenden sind dann nocheinmal wie in einem Umzug am Sarg vorbeigelaufen, haben ein bisschen Geld geopfert und sich ein letztes Mal verabschiedet.

Nach dieser Prozedur bei der auch wir wieder als letztes mit den Schwestern am Sarg vorbei kamen wurde der Deckel geschlossen und der Sarg durch ein Menschenspalier zum ca.  5m entfernten Grab gebracht. Als der Sarg herabgelassen wurde warfen ein paar Menschen, unter anderm wir, eine Hand voll Erde hinein. Die Maenner schaufelten dann gemeinsam das Grab zu. Am Schluss wurden noch brennende Kerzen und Blumen in den Grabhuegel gesteckt.

Dann gab es wieder etwas zu Essen und Soda und dann fuhren wir auch schon wieder zurueck.

Ich habe das hier jetzt so ausfuehrlich geschrieben weil mich das alles fasziniert hat und weil es zwar ein paar Paralellen zu einer deutschen Beerdigung gab aber vieles auch sehr veschieden ist. Selbst die nahen Familienangehoerigen waren sehr gefasst und man hat richtig gemerkt, dass in der Dorfgemeinschaft niemand mit seiner Trauer alleine ist. Zwar war ich manchmal ziemlich verunsichert, weil ich ueberhaupt nicht wusste was ich jetzt tun sollte aber das hat sich immer schnell wieder gelegt.



Nach diesem eindrucksvollen Beerdigungstag ging es auch am naechsten Tag fuer uns nicht in die Schule sondern nach Kisekibaha (ca. 20 min mit dem Auto entfert). Dort wohnen ca. 25 Schwester sowie zwei Freiwillige von uns und es ist sozusagen das Mutterhaus von unseren Schwestern. Unsere Schwestern gehoeren zu einem in Holland gegruendeten  Orden der sich “ The Grail” nennt und der Mitglieder in aller Welt hat.

Dort wurden heute 5 neue Schwestern aufgenommen und es wurde Allerheiligen gefeiert. Das ist total irre weil man fast die ganzen 20 Minuten wie durch eine Wueste gefahren ist und dann in eine kleine Oase mit Blumen und Schmetterlingen kommt. Dort gibt es viele Gaestehaeuser, eine eigenen Kapelle und auch einige Tiere. Von Kuehen ueber Hunde und Ziegen ist alles dabei aber das beste  sind die (Horror-) Schweine dort. Die sind ungefeahr so gross wie Ponnys, mega laut und total angesteinfloessend, da braucht man keinen Wachhund mehr :)

Nach der Besichtigung dieser Kreaturen und einer schoenen Messe gab es dann ein leckeres Essen und viele, viele Reden auf Kiswahili. Dann kamen die Schwestern begleitet von Gesang  mit Geschenken fuer die neuen Schwestern in den Raum getanzt. Nachdem wir uns noch mit Hanna, Jasmin und Laura (die anderen Freiwilligen) unterhalten hatten ging es dann auch schon wieder heim.

Die naechsten Wochen verliefen nicht ganz so spektakulaer. Wie waren einen Tag in Moshi wo wir leider mit einem Bus hingefahren sind der wirklich alle 10 Meter angehalten hat und wir ungefaehr doppelt so lange gebraucht haben. Ausserdem besuchen wir ja jeden Montag den Chor, gehen Sonntags in die Jugendmesse und haben jetzt auch schoen angefangen ein bisschen Fitness zu machen :)

Ein besonderer Abend war noch der des 09.11 da habe ich naemlich das schlimmste Gewitter meines Lebens erlebt. Das mit dem Strom zu jeder Zeit trifft grade leider auch nicht immer zu und so sassen wir auch an dem Abend mit den Taschenlampen beim Essen waehrend es draussen gestuermt und geregnet hat. Auf einmal kam dann auch noch der Bilz und der Donner dazu und das war nicht mehr so larifari...Es hat so mega laut gekracht das ich wirklich dachte das Haus  stuerzt zusammen und im selben Augenblick hat der Blitz das ganze Haus erleuchtet. Aber nicht nur Rebekka und ich hatten ziemlich Schiss,  sondern auch die Schwestern bekamen es ganz schoen mit der Angst zu tun. Auf einmal sassen nur noch wir am Tisch weil die Schwestern unter den Tisch gekrochen sind. Eine Schwester hat sich in der Dunkelheit der Kueche von Donner versteckt und Rebekka musste ihr rotes T-shirt ausziehen da die Farbe rot anscheinend den Donner anzieht. Wir dachten beide erst wir waeren im falschen Film und konnten die Situation ueberhaupt nicht einschaetzen weil die Schwester die ganze Zeit, wahrscheinlich aus Unsicherheit, gelacht haben. Aber auch dieses Gewitter ging vorbei aber der Donner (Aussage der Schwestern) hat die Wasserpumpe in der Schule, den Schulcomputer sowie alle unsere Fernsehprogramme, bis auf eines kaputt gemacht. Aber auch dieses Erlebnis mit dem Aberglaube trotz des starken christlichen Glaubens der Schwesern war eine Erfahrung wert.

In der Schule ist es jetzt alles schon in den Endzuegen des Schuljahres. In der ersten und zweiten Novemberwoche schrieben die Schuelerinnen aus Form IV pro Tag zwei Examen. Dieser Lern- und Pruefungsmarathon endete dann am 16.11.13 mit der grossen Graduationparty. Dafuer wurde vorher natuerlich noch allerhand vorbereitet. Songtexte abschreiben, grosses Meeting mit den Lehren ueber den Ablauf (2 Tage voerher (!!!)) und Dekoration des Geleandes. Auch wenn fuer Rebekka und mich die mit weisser Farbe bespruehten Baumstaemme und Steine nich dekorativ sonder eher wie Klopapier auf dem Boden aussah so merkten wir doch dass sich alle viel Muehe gaben einen schoenen Tag zu gestalten. Als wir dann am Samstag in die Schule kamen waren schon einge der Eltern der Schuelerinnen da. Die Examensabsolventinnen trugen neue blaue Roecke und weisse Poloshirts. Wenn sie schon keine eigenen Kleider anziehen durften so wurde es ihnen an diesem Tag wenigstens erlaubt sich zu schminken und Schmuck zu tragen und das sah wirklich super aus.

Nach eine grossen Fotosession begann dann die Messe bei der wir zusammen mit den Lehrern und Schuelerinnen einmaschierten. Laura, Hanna und Jasmin waren auch da. Nach der Messe gab es erstmal super Essen. Wir erfuhren spaeter, dass es sich dabei nur um das Fruehstueck gehandelt hatte... Dann ging das eigentliche Programm los. Die Schuelerinnen sangen mit ihren wahninns Stimmen Lieder oder spielten ein super Theaterstueck vor,  die Headmistress hielt eine Rede und die Lehrer verteilten Zertifikate an die Schuelerinnen. Vorher wurde aber erst noch die National- und Schulhymne gesungen. Nach diesem ziemlich langen aber auch schoenen Programm in der Halle in der es gefuehlt 40 Grad hatte gab es dann das richtige Essen . Nach diesem Essen sah die Halle aus, als haette dort eine Bombe eingeschlagen aber scheinbar hat es den ca. 600 Besuchern geschmeckt. Und dann ging die eigentliche Party los. Ein DJ legte super Tanzmusik auf und die Schuelerinnen zeigten was sie konnten und das war wirklich der Hammer. Sogar die kleinen 12 jahrigen tanzten total unverklemmt und supergut. Wir haben uns richtig untalentiert gefuehlt weil es einfach unbeschreiblich ist wie sich die Maedels zu der Musik bewegen. Neben dem Tanzen haben wir auch etliche Fotos geschossen und richtig viel Spass mit den Maedels gehabt. Das war wirklich ein wahninns Abend auch wenn wir danach von der Hitze und dem langen Tag totmuede waren.

In den letzten zwei Novemberwochen, nachdem die Form IV ja nun schon heimfahren durfte sind die anderen Klassen mit den Examen dran. Das heisst auch wir haben jetzt einiges zu tun. Examen abtippen, und zusammen tackern oder Loesungsblaetter fuer das Matheexamen anfertigen (da wurden unsere Mittelstufen Mathekentnisse mal richtig auf die Probe gestellt). Auch sind wir beide offiziell an manchen Tagen als Supervisor (Aufsicht) eingeteilt worden. Und das ist schon auch ein lustiges Gefuehl, wenn man jetzt mal in der anderen Rolle ist und die Pruefung nicht selber schreiben muss.



Also wie ihr hoert ist hier ziemlich viel los aber keine Angst ich hab immer noch genug Zeit fuer das Pumziken :) Und das naechste Hightlight steht schon an denn wir weden am 23.11.13 mit unserem Chor bei einer Hochzeit singen und da freu ich mich schon riesig drauf. Und apropos Hightlight bei uns hat jetzt die Mangozeit begonnen und jede Mango ist fuer mich ein kleines Hightlight weil die einfach so unbeschreiblich gut schmecken und ich mich jetzt nur noch von Mangos ernaehren koennte :)

Und ich hoffen sehnlichst, dass ich euch etwas von der Waerme hier rueberschicken koennte denn hier ist es wirklich jeden Tag unglaublich heiss.

Ich wuensche euch allen eine wunderschoene Advents- und Weihnachteszeit und werde euch bei meinem neachsten Eintrag berichten wie ich das Fest diese Jahr verbracht habe.



Ganz Liebe Gruesse an meine Family, meine Maedels, meinen Freund , meinen Spenderkreis, und Hannas Mama :)

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