Jetzt ist es ja
schon wieder fast einen Monat her, dass ich mich hier gemeldet habe also
hoechste Zeit euch auf den neusten Stand zu bringen.
Mir geht es
weiterhin super. In letzter Zeit durfte
ich Grossereignisse wie die Graduationparty an meiner Schule, die
Feierlichkeiten von Allerheiligen oder die Beerdigung der Mutter von einer
unserer Schwestern erleben.
Aber alles der
Reihe nach: Ende Oktober bekamen wir von einer Schwester gesagt, dass die 85
jaehrige Mutter von einer unserer Schwestern ploetzlich verstorben sei. Und so
machten wir uns am 31. Oktober auf, um bei der Bestattung dabei zu sein. Dazu mussten wir ca. 2 Stunden
mit dem Auto fahren. Das waere ja an und fuer sich nicht schlimm gewesen,
waeren da nicht noch die 14 anderen Personen sowie diverse Lebensmittel im
Auto, die hohen Temperaturen und die holperigen Strassen gewesen. Und so war
schon die Fahrt zur Beerdigung ,in die gruenen Berge um Moshi herum, ein
kleines Abenteuer. Hier gibt es keinen Satz wie “Tut mir leid aber das Auto ist
voll” nein, da wird gequetscht und gedrueckt bis man nur noch mit einer halben
Pobacke auf dem Sitz sitzt aber hauptsache jeder ist dabei.
Als wir ankamen
fanden wir ein Dorf vor, das so aussah
wie ich mir ein Urwald Zuhause vorgestellt habe. Viele kleine Lehmhuetten
inmitten von Bananenstauden und kein fliessendes Wasser oder Elektrizitaet weit
und breit. Wir wurden sofort freundlich in eine der Lehmhuetten zu supersuessem
Tee und einer Art Fasnetskuechle eingelanden. Anschliessend sollten wir den
Frauen draussen helfen alles fuer die Beerdigung vorzubereiten. Aber irgendwie konnten wir nur
rumstehen und das Gewusel beobachten. Die Beerdigung fand natuerlich draussen
statt. Auf den Feldern waren kreuz und quer Baenke und Stuehle aufgestellt. Aus
einer fetten Musikanlage droehnte regelrechte Partymusik, teilweise waren zur
Beschattung Sonnensegel aufgespannt und es war ein festlicher Altar mit
Tuechern und Schleifchen gebaut worden.
Nach kurzer Zeit
kam dann ein Auto angeholpert das als Leichenwagen diente. Es fand ein kleiner
Umzug vom Auto in eine kleine Huette statt der von den Familienangehoerigen
begleitet wurde. Sie sagen Lieder, trugen Kunstblumengestecke und einige
Maenner trugen den Sarg. In der Huette setzten sich die Schwestern sofort um
den Sarg und begannen den Rosenkranz auf und ab zu beten. Alle Besucher hatten
nun die Gelegnheit sich von der Toten zu verabschieden. So ein richtiges System
wer zuerst darf gab es eigentlich nicht aber erst kamen eher die Aelteren, dann
die Frauen, dann die Maenner und dann wir mit den Schwestern. Als ich in das
kleine dunkle Haus trat bin ich erstmal total erschrocken weil ich merkte, dass
es sich hier nicht einfach um eine Lehmhuette handelte sondern um einen
Ziegenstall. Der Sarg war geoeffnet und das Gesicht der Toten war mit einer Art
Baustrahler beleuchtet. Aber die Atmosphaere war irgendwie schoen. Das lag zum
einen an der lebendigeren Musik und zum andern an der Kleidung der Menschen. Es
waere niemand auf die Idee gekommen sich chick schwarz zu kleiden. Alle Frauen
trugen ganz bunte Kangas und auch die Meanner kamen in ihren Altagsklamotten.
Immer mehr Menschen kamen und am Ende schaetze ich waren es um die 200 Leute.
Ein Mann filmte die komplette Beerdigung und dann gab es eine Art Moderator der
umherlief, sagte wer sich jetzt verabschieden darf und sonst noch ein paar
andere Sachen auf Kiswahili erzaehlte. Mittlerweile haben wir sogar die
Videokasette von der Beerdigung.
Dann kam der
Pfarrer und die Messe ging los. Der Sarg wurde im “Altarraum” aufgestellt aber
ansonsten (abgesehen von den Huehnern die ueberall umherliefen) war der
Gottesdienst wie eine normale Messe. Unter wunderschoenen Gesaengen des Chores
wurde die Tote mit Tonnen von Parfuem besprueht. Alle Anwesenden sind dann
nocheinmal wie in einem Umzug am Sarg vorbeigelaufen, haben ein bisschen Geld
geopfert und sich ein letztes Mal verabschiedet.
Nach dieser
Prozedur bei der auch wir wieder als letztes mit den Schwestern am Sarg vorbei
kamen wurde der Deckel geschlossen und der Sarg durch ein Menschenspalier zum
ca. 5m entfernten Grab gebracht. Als der
Sarg herabgelassen wurde warfen ein paar Menschen, unter anderm wir, eine Hand
voll Erde hinein. Die Maenner schaufelten dann gemeinsam das Grab zu. Am
Schluss wurden noch brennende Kerzen und Blumen in den Grabhuegel gesteckt.
Dann gab es wieder
etwas zu Essen und Soda und dann fuhren wir auch schon wieder zurueck.
Ich habe das hier
jetzt so ausfuehrlich geschrieben weil mich das alles fasziniert hat und weil
es zwar ein paar Paralellen zu einer deutschen Beerdigung gab aber vieles auch
sehr veschieden ist. Selbst die nahen Familienangehoerigen waren sehr gefasst
und man hat richtig gemerkt, dass in der Dorfgemeinschaft niemand mit seiner
Trauer alleine ist. Zwar war ich manchmal ziemlich verunsichert, weil ich
ueberhaupt nicht wusste was ich jetzt tun sollte aber das hat sich immer
schnell wieder gelegt.
Nach diesem
eindrucksvollen Beerdigungstag ging es auch am naechsten Tag fuer uns nicht in
die Schule sondern nach Kisekibaha (ca. 20 min mit dem Auto entfert). Dort
wohnen ca. 25 Schwester sowie zwei Freiwillige von uns und es ist sozusagen das
Mutterhaus von unseren Schwestern. Unsere Schwestern gehoeren zu einem in
Holland gegruendeten Orden der sich “
The Grail” nennt und der Mitglieder in aller Welt hat.
Dort wurden heute
5 neue Schwestern aufgenommen und es wurde Allerheiligen gefeiert. Das ist
total irre weil man fast die ganzen 20 Minuten wie durch eine Wueste gefahren
ist und dann in eine kleine Oase mit Blumen und Schmetterlingen kommt. Dort
gibt es viele Gaestehaeuser, eine eigenen Kapelle und auch einige Tiere. Von
Kuehen ueber Hunde und Ziegen ist alles dabei aber das beste sind die (Horror-) Schweine dort. Die sind
ungefeahr so gross wie Ponnys, mega laut und total angesteinfloessend, da
braucht man keinen Wachhund mehr :)
Nach der
Besichtigung dieser Kreaturen und einer schoenen Messe gab es dann ein leckeres
Essen und viele, viele Reden auf Kiswahili. Dann kamen die Schwestern begleitet
von Gesang mit Geschenken fuer die neuen
Schwestern in den Raum getanzt. Nachdem wir uns noch mit Hanna, Jasmin und
Laura (die anderen Freiwilligen) unterhalten hatten ging es dann auch schon
wieder heim.
Die naechsten
Wochen verliefen nicht ganz so spektakulaer. Wie waren einen Tag in Moshi wo
wir leider mit einem Bus hingefahren sind der wirklich alle 10 Meter angehalten
hat und wir ungefaehr doppelt so lange gebraucht haben. Ausserdem besuchen wir
ja jeden Montag den Chor, gehen Sonntags in die Jugendmesse und haben jetzt
auch schoen angefangen ein bisschen Fitness zu machen :)
Ein besonderer
Abend war noch der des 09.11 da habe ich naemlich das schlimmste Gewitter
meines Lebens erlebt. Das mit dem Strom zu jeder Zeit trifft grade leider auch
nicht immer zu und so sassen wir auch an dem Abend mit den Taschenlampen beim
Essen waehrend es draussen gestuermt und geregnet hat. Auf einmal kam dann auch
noch der Bilz und der Donner dazu und das war nicht mehr so larifari...Es hat
so mega laut gekracht das ich wirklich dachte das Haus stuerzt zusammen und im selben Augenblick hat
der Blitz das ganze Haus erleuchtet. Aber nicht nur Rebekka und ich hatten
ziemlich Schiss, sondern auch die
Schwestern bekamen es ganz schoen mit der Angst zu tun. Auf einmal sassen nur
noch wir am Tisch weil die Schwestern unter den Tisch gekrochen sind. Eine
Schwester hat sich in der Dunkelheit der Kueche von Donner versteckt und
Rebekka musste ihr rotes T-shirt ausziehen da die Farbe rot anscheinend den
Donner anzieht. Wir dachten beide erst wir waeren im falschen Film und konnten
die Situation ueberhaupt nicht einschaetzen weil die Schwester die ganze Zeit,
wahrscheinlich aus Unsicherheit, gelacht haben. Aber auch dieses Gewitter ging
vorbei aber der Donner (Aussage der Schwestern) hat die Wasserpumpe in der
Schule, den Schulcomputer sowie alle unsere Fernsehprogramme, bis auf eines
kaputt gemacht. Aber auch dieses Erlebnis mit dem Aberglaube trotz des starken
christlichen Glaubens der Schwesern war eine Erfahrung wert.
In der Schule ist
es jetzt alles schon in den Endzuegen des Schuljahres. In der ersten und
zweiten Novemberwoche schrieben die Schuelerinnen aus Form IV pro Tag zwei
Examen. Dieser Lern- und Pruefungsmarathon endete dann am 16.11.13 mit der
grossen Graduationparty. Dafuer wurde vorher natuerlich noch allerhand
vorbereitet. Songtexte abschreiben, grosses Meeting mit den Lehren ueber den
Ablauf (2 Tage voerher (!!!)) und Dekoration des Geleandes. Auch wenn fuer
Rebekka und mich die mit weisser Farbe bespruehten Baumstaemme und Steine nich
dekorativ sonder eher wie Klopapier auf dem Boden aussah so merkten wir doch
dass sich alle viel Muehe gaben einen schoenen Tag zu gestalten. Als wir dann
am Samstag in die Schule kamen waren schon einge der Eltern der Schuelerinnen
da. Die Examensabsolventinnen trugen neue blaue Roecke und weisse Poloshirts.
Wenn sie schon keine eigenen Kleider anziehen durften so wurde es ihnen an
diesem Tag wenigstens erlaubt sich zu schminken und Schmuck zu tragen und das
sah wirklich super aus.
Nach eine grossen
Fotosession begann dann die Messe bei der wir zusammen mit den Lehrern und
Schuelerinnen einmaschierten. Laura, Hanna und Jasmin waren auch da. Nach der
Messe gab es erstmal super Essen. Wir erfuhren spaeter, dass es sich dabei nur
um das Fruehstueck gehandelt hatte... Dann ging das eigentliche Programm los.
Die Schuelerinnen sangen mit ihren wahninns Stimmen Lieder oder spielten ein
super Theaterstueck vor, die
Headmistress hielt eine Rede und die Lehrer verteilten Zertifikate an die
Schuelerinnen. Vorher wurde aber erst noch die National- und Schulhymne
gesungen. Nach diesem ziemlich langen aber auch schoenen Programm in der Halle
in der es gefuehlt 40 Grad hatte gab es dann das richtige Essen . Nach diesem
Essen sah die Halle aus, als haette dort eine Bombe eingeschlagen aber
scheinbar hat es den ca. 600 Besuchern geschmeckt. Und dann ging die
eigentliche Party los. Ein DJ legte super Tanzmusik auf und die Schuelerinnen
zeigten was sie konnten und das war wirklich der Hammer. Sogar die kleinen 12
jahrigen tanzten total unverklemmt und supergut. Wir haben uns richtig
untalentiert gefuehlt weil es einfach unbeschreiblich ist wie sich die Maedels
zu der Musik bewegen. Neben dem Tanzen haben wir auch etliche Fotos geschossen
und richtig viel Spass mit den Maedels gehabt. Das war wirklich ein wahninns
Abend auch wenn wir danach von der Hitze und dem langen Tag totmuede waren.
In den letzten
zwei Novemberwochen, nachdem die Form IV ja nun schon heimfahren durfte sind
die anderen Klassen mit den Examen dran. Das heisst auch wir haben jetzt
einiges zu tun. Examen abtippen, und zusammen tackern oder Loesungsblaetter
fuer das Matheexamen anfertigen (da wurden unsere Mittelstufen Mathekentnisse
mal richtig auf die Probe gestellt). Auch sind wir beide offiziell an manchen
Tagen als Supervisor (Aufsicht) eingeteilt worden. Und das ist schon auch ein
lustiges Gefuehl, wenn man jetzt mal in der anderen Rolle ist und die Pruefung
nicht selber schreiben muss.
Also wie ihr hoert
ist hier ziemlich viel los aber keine Angst ich hab immer noch genug Zeit fuer
das Pumziken :) Und das naechste Hightlight steht schon an denn wir weden am
23.11.13 mit unserem Chor bei einer Hochzeit singen und da freu ich mich schon
riesig drauf. Und apropos Hightlight bei uns hat jetzt die Mangozeit begonnen
und jede Mango ist fuer mich ein kleines Hightlight weil die einfach so
unbeschreiblich gut schmecken und ich mich jetzt nur noch von Mangos ernaehren
koennte :)
Und ich hoffen
sehnlichst, dass ich euch etwas von der Waerme hier rueberschicken koennte denn
hier ist es wirklich jeden Tag unglaublich heiss.
Ich wuensche euch
allen eine wunderschoene Advents- und Weihnachteszeit und werde euch bei meinem
neachsten Eintrag berichten wie ich das Fest diese Jahr verbracht habe.
Ganz Liebe Gruesse
an meine Family, meine Maedels, meinen Freund , meinen Spenderkreis, und Hannas
Mama :)